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Reingehört: „Sex Tapes“

Sex-Podcasts gibt es derzeit wie Sand am Meer – und viele davon werden von Frauen produziert. Grund genug, sich mal einen genauer anzugucken.

„Sex Tapes“ ist das kreative Produkt der Berliner Freundinnen Lili und Lotte. Lili ist 33 Jahre alt und nimmt nach eigener Aussage kein Blatt vor den Mund und sagt immer gerade heraus, was sie denkt. „Sex Tapes“-Stimme Nummer zwei ist die quirlige 27-jährige Lotte, die schon einiges ausprobiert hat und enthemmt über Feminismus oder peinliche Sexerlebnisse spricht.Schaut man ins Episoden-Archiv, klingen die Themen erst mal wie ein Standard-Aufklärungswerk, unter anderem mit „Analverkehr“, „Sex während der Menstruation“ oder „Alternative Beziehungsmuster“. Im Vergleich zu anderen Sexpodcasts klingt das alles erst mal etwas unkreativer. Vielleicht ist ja aber der Inhalt umso besser?

Ich schaue mir die Folge über Sex und Körpergefühl genauer an. „Zu fett für Sex?“ lautet der Titel, Kontroversen sind da quasi vorprogrammiert. Dennoch ist das Thema reizvoll und an sich erst einmal vielversprechend. Wie steht es um unser Körpergefühl beim Sex? Was passiert, wenn wir uns mit dem eigenen Körper nicht wohlfühlen? Und was hilft, um den Körper besser annehmen zu können und ihm wohlwollend zu begegnen? Diesen Fragen will sich das Sextapes– Duo in der zweistündigen Podcast-Folge widmen.

Kaum ist der Podcast gestartet, kann ich direkt sagen: Das Tempo ist mir zu langsam. Erstmal wird minutenlang Werbung für ein Pornfilm-Festival in Berlin gemacht, die Gründe für die längere Abwesenheit erläutert (unter anderem ein Moped-Unfall und diverse Technik-Fails) und über die Temperatur im Tonstudio diskutiert. Man ist schon leicht genervt beim Gedanken an 2 Stunden Podcast-Dauer – und das, bevor die Folge überhaupt richtig angefangen hat.

Lili und Lotte wollen anonym bleiben. ©sextapespodcast

Insgesamt vergehen 23 Minuten, bis das Thema sexuelles Körpergefühl endlich zur Sprache kommt. Und selbst dann werden gesellschaftliche Schönheitsideale und persönliche Unsicherheiten eher oberflächlich besprochen. Dabei gibt das Thema doch so viel her, wie Bodyshaming oder ungefragte Kommentare zum eigenen Körper.

Fast ist es beeindruckend, wie Lili und Lotte es schaffen, fast zwei Stunden um die eigentliche Hauptbotschaft „Fühl dich so schön, wie du bist“ herumzureden. Ein paar persönliche Anekdoten gibt es zwar, vom gezielten Vermeiden bestimmter Sex-Stellungen bis hin zu Sex im Dunkeln oder einem Bauch-Anfass-Verbot. Insgesamt gibt es jedoch leider zu viele Abschweifungen. Viel geredet wird zwar – jedoch nicht übers eigentliche Thema. Und auch die eigentlich hohe inhaltliche Relevanz rechtfertigt die Podcast-Dauer nicht, zumal eine klare Botschaft fehlt. Nach dem Hören ist mein Wissen und Fühlen über mein eigenes Körpergefühl absolut unverändert. Das ist schade, vergeben sich die beiden Frauen doch hier die Chance, ein bisschen Body Positivity zu verbreiten.

Der einzig Tipp, den Lili und Lotte beiden Frauen direkt geben: „Sei in möglichst vielen unterschiedlichen Situationen nackt, um das eigene Körpergefühl zu verbessern“ – Vorschläge sind Sauna, Sexparty oder ein Hippie-Wochenende mit nacktem nächtlichen Tanzen. Absolut alltagstauglich.

Ich muss beiden zugute halten, dass sie angenehm-beruhigende Podcast-Stimmen haben, jedoch sind mir als ungeduldiger Chaotin die Gesprächspausen oft zu lang und das Gekicher oft zu erzwungen. Vielleicht sollte vor dem Podcast-Gespräch doch ein bisschen mehr recherchiert oder gescripted werden – es kann der Qualität nur dienen.

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