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Say her name: Marsha P. Johnson

Wenn es um Stonewall geht, wird oft nur von weißen Schwulen und Lesben erzählt. Aber damals wehrten sich vor allem People of Colour, Trans*menschen, Dragqueens und Sexarbeiter*innen gegen homo-und transfeindliche Polizeigewalt. Am 28. Juni 1969 wurden die Stonewall-Krawalle in Greenwich Village zu einem wichtigen Katalysator in der Bewegung für LGBTQ-Rechte. Die Transgender-Aktivistin Marsha P. Johnson gehörte zu den kühnsten Anführern, die sich gegen die anhaltende Polizeibrutalität und Schikanen wehrten.

Schlüsselfigur der LGBTQ Bewegung

Marsha P. Johnson soll das erste Schnapsglas im Stonewall Inn geworfen haben und damit den Aufstand ins Rollen gebracht haben. Aber 1987 sagte Johnson selbst dem Historiker Eric Marcus, dass sie erst ankam, als die Unruhen bereits begonnen haben. Fakt ist, dass Marsha P. Johnson eine bedeutende Schlüsselfigur für die LGBTQ-Bewegung war: Die Ikone der Christopher Street war eine Sexarbeiterin, Drag-Performerin und Aktivistin.

Am 24. August 1945 wurde Marsha P. Johnson in Elizabeth, New Jersey, als Malcolm Michaels, Jr. geboren. Im Alter von 5 Jahren begann Johnson, sich als Mädchen zu kleiden. Dies wurde allerdings von allen Seiten verurteilt. Nach dem Abschluss an der Thomas A. Edison-High School im Jahr 1963 zog Johnson in das Schwulen- und Lesbenviertel Greenwich Village. Sie hatte nur 15 Dollar und eine Tasche mit Kleidung dabei. Obdachlos wandte sie sich der Prostitution zu, um zu überleben und fand bald eine gleichgesinnte Gemeinschaft im rauen Nachtleben der Christopher Street. Zu dieser Zeit offen schwul zu sein und sich gegen die vorherrschende heteronormative Norm entgegenzusetzen, war radikal und gefährlich. Wegen ihrer Geschlechtsabweichung, ihrer Hautfarbe und ihrer sexuellen Orientierung kämpfte sie oft um Nahrung, Unterkunft und Sicherheit. 

People of Colour werden unsichtbar gemacht

Während viele ihre Sexualität verbargen, war Johnson laut und stolz darauf, wer sie war. Sie nannte sich auch „Black Marsha“, bevor sie die Namen kombinierte. Das „P“ in ihrem Namen stand für „pay it no mind“, was bedeutet, dass sie auf niemanden achtete, der mit ihrem Lebensstil nicht einverstanden war. Es gab auch Diskriminierung innerhalb der queeren Gemeinschaft. Vor allem in den 60er Jahren sahen viele der weißen schwulen Männer auf People of Colour, Trans und Drags herab. 

Die Trans-Pionierin Marsha P. Johnson ist vielleicht eine der bekanntesten, aber in Vergessenheit geratenen Figuren innerhalb der Stonewall Riots.  Obwohl es mehrere filmische Darstellungen von Stonewall gegeben hat, ist sie selten im Fokus. Ein Großteil ihrer Arbeit wurde ignoriert oder ist unbemerkt geblieben. Filme wie “Stonewall” von Roland Emmerich deuten die Geschichte um. Wie so häufig werden People of Colour unsichtbar gemacht und ihre Stimmen genommen. Die Arbeit wird nicht annähernd so wertgeschätzt wie die einer weißen Person.

Nach dem Aufstand im Stonewall Inn gründete Johnson zusammen mit ihrer Freundin und Kollegin Sylvia Rivera “Street Transvestite Action Revolutionaries” (STAR). STAR war eine radikale politische Organisation, die obdachlosen, queeren Jugendliche und Sexarbeiter*innen in New York Unterkunft und Unterstützung bot. 

Ungeklärter Tod

Im Juli 1992 wurde Johnson tot im Hudson River gefunden. Die Polizei hat den Tod als Suizid eingestuft, aber Freunde und Aktivisten weigerten sich, der Schlussfolgerung der Polizei zu glauben. Augenzeugen berichteten, dass Johnson früher in der Nähe des Ortes, an dem ihr Körper gefunden wurde, schikaniert worden war. Versuche, die Polizei zur Untersuchung der Todesursache zu bewegen, waren erfolglos. 2002 wurde die Einstufung rückgängig gemacht und der Todesfall als „ungeklärt“ deklariert.

David Frances Dokumentarfilm „The Death and Life of Marsha P. Johnson“ versucht, mit Hilfe der Trans-Aktivistin Victoria Cruz, die Umstände ihres Todes zu rekapitulieren und Marsha P. Johnsons Vermächtnis aufzuarbeiten.

Johnsons Tod erregte damals kaum Aufmerksamkeit in den Medien, aber ihr Leben und ihre Beiträge wurden in den letzten Jahren immer mehr gewürdigt. Im vergangenen Monat wurde bekannt, dass ein Denkmal von Marsha P. Johnson und ihrer Freundin Sylvia Rivera in der Straße vom Stonewall Inn aufgestellt werden soll.

Sie war an vorderster Front bei Protesten gegen die repressive Polizeigewalt. Sie half dabei, einen der ersten sicheren Orte des Landes für transgender und obdachlose Jugendliche zu finden. Und sie setzte sich unermüdlich für Sexarbeiter*innen, Gefangene und Menschen mit HIV/AIDS ein. Marsha P. Johnson ist ihr Name – und den sollte man nicht vergessen.

Titelbild: © Micah Bazant

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